Waldbrandprävention in Deutschland: Die Rolle der Waldwirtschaft

von Jens Hepper

Um die Entstehung von Waldbränden oder deren Ausbreitung zu verhindern, übernimmt die Waldwirtschaft mit ihren Forstverwaltungen eine wichtige Rolle. Försterinnen und Förster setzen unterschiedliche Schutzmaßnahmen um, damit Waldbrände gar nicht erst entstehen können. Sie sorgen für brandhemmende Waldstrukturen, wie das Anlegen von Schutz- und Wundstreifensystemen sowie für die Errichtung von Löschteichen oder Löschbrunnen. Die Forstverwaltung ist dabei für die Fachberatung zuständig und gewährleistet die Einhaltung der rechtlichen Vorschriften.

Bevor sich dieser Artikel der Rolle der Waldwirtschaft in der Waldbrandprävention widmet, sei darauf hingewiesen, dass sich etwa die Hälfte der Wälder Deutschlands in Privatbesitz befindet. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer müssen eigeninitiativ, in Brandenburg sogar gesetzlich verpflichtend, Maßnahmen zur Waldbrandprävention anstoßen. Dazu können sie sich an Forstverwaltungen wenden und entsprechende Schutzanlagen durch Fachleute wie Försterinnen und Förster einrichten lassen.


Denken und Handeln über Generationen

Die Forstwirtschaft hat in Deutschland eine lange Tradition. In der Vergangenheit wurde das allgemeine Verständnis von Forstwirtschaft häufig mit den Begriffen „Abholzung“ und „Aufforstung“ in Verbindung gebracht. Geprägt wurde diese Vorstellung durch eine bis in das 18. Jahrhundert reichende ungeregelte Holznutzung, die das Ziel hatte, mit gerodetem Holz hohe monetäre Gewinne zu erzielen. Eingesetzt wurde das Holz vor allem im Bergbau, in der Glasindustrie oder zur Verhüttung von Erzen. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich jedoch viel verändert. Heutzutage ist Forstwirtschaft nachhaltig und zeichnet sich durch eine naturnahe Waldwirtschaft aus. Försterinnen und Förster sind dafür verantwortlich, dass das Ökosystem Wald und seine Artenvielfalt sowie Waldfunktionen durch die Waldbewirtschaftung geschützt und gefördert werden. Aufforstungen und Saaten sollen vorrangig artenreiche Mischwälder hervorbringen. Bevorzugt wird jedoch die Naturverjüngung, bei der sich der Wald durch Nachwuchs von Jungpflanzen selbst reproduziert. Das waldwirtschaftliche Denken und Handeln ist auf generationenübergreifende Nachhaltigkeit ausgerichtet. Zur wichtigen Aufgabe von Försterinnen und Förstern zählt es, einzuschätzen, welchen Einfluss ihre ökologischen und ökonomischen Entscheidungen in der Gegenwart auf die Waldwirtschaft in der Zukunft und das Leben von zukünftigen Generationen haben werden.

Abb. 2: Das Prinzip der nachhaltigen Waldwirtschaft (Grafik: Eduversum, Lizenz: CC-BY-SA)

Waldstrukturen und Waldbrandgefahr

Bei Waldbränden unterscheidet man im Wesentlichen Bodenfeuer und Vollfeuer. Bei Bodenfeuern, die weit über 90 Prozent aller Waldbrände ausmachen, brennt die organische Humusauflage und die Bodenvegetation. Bei den seltenen Vollfeuern brennt der gesamte Wald einschließlich der Nadeln bzw. Blätter und Zweige in den Kronen. In Deutschland sind Waldbrände zum Glück sehr selten. Dennoch gibt es Regionen, die im nationalen Vergleich überdurchschnittlich oft von Waldbränden betroffen sind. Dazu zählen vor allem Gebiete im Norden und Nordosten Deutschlands und im Besonderen das Land Brandenburg. Ein Grund dafür ist, dass die dortigen Waldstrukturen primär von Nadelwäldern der Gemeinen Kiefer geprägt sind. Diese Wälder sind ein Ergebnis der Wiederbewaldung nach der Zeit der ungeregelten Holznutzung und insbesondere der Aufforstungen nach den Weltkriegen. Die heutigen Kiefernwälder wachsen fast immer auf Standorten, die eigentlich von Natur aus Eichen- oder Rotbuchenwälder wären. Die Kiefer produziert auf diesen Standorten viel Laubstreu und lässt als lichtbedürftige Baumart viel Sonnenlicht auf den Waldboden. Dadurch kann eine üppige Bodenvegetation entstehen, die bei Trockenheit schnell ausdörrt und zusammen mit der Laubstreu hoch entzündlich ist. Laub- und Mischwälder sind hingegen für große Waldbrände weniger gefährdet, weil sie durch größere Beschattung weniger Bodenvegetation zulassen und ihre Laubstreu zumeist weniger brennbar ist.

Neben der digitalen Waldbrandüberwachung leiten Försterinnen und Förster unterschiedliche Vorbeugungsmaßnahmen ein, um dem Waldbrandrisiko in deutschen Wäldern entgegenzuwirken. Unterteilt werden diese Vorkehrungen in drei Gruppen: waldbauliche, technische und kommunikative Maßnahmen.

Waldbauliche Maßnahmen zur Waldbrandprävention

Abb. 3: Waldweg (Foto: Harry Cookel, Pexels, Lizenz: CC-BY-SA)

Ebenso wie die Forstwirtschaft auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist, ist auch der Schutz vor eventuellen Waldbränden auf eine langfristige Absicherung ausgerichtet. So kann es eine wichtige Maßnahme sein, in Wäldern, die vorwiegend durch Nadelbäume geprägt sind, neue Mischbaumarten oder tiefwurzelnde Bäume einzubringen. Denn je artenreicher ein Wald ist, desto robuster ist er gegen Trockenheit und desto geringer ist die Waldbrandgefahr. Dazu ist es notwendig, die Wälder gezielt so durch Waldpflege und Holznutzung zu bewirtschaften, dass sich die gewünschten und Feuer hemmenden Waldstrukturen entwickeln können.

Eine weitere waldbauliche Möglichkeit, um die Ausbreitung von Waldbränden zu verhindern, ist das Nutzen oder Einbringen Feuer hemmender Strukturen. Diese können natürlichen Ursprungs sein, wie Flüsse oder gepflegte Waldwiesen, aber auch Försterinnen und Förster können durch Wund- und Schutzstreifesysteme sowie als Waldbrandriegel durch Bewirtschaftung angelegt werden. Meist werden Waldbrandriegel entgegen der erwarteten Brandrichtung angelegt und bestehen aus drei Komponenten: Einem Waldbrandschutzweg, einem Wundstreifen, der von jeglicher Vegetation befreit wird, um die Ausbreitung von Bodenfeuer zu verhindern und zuletzt einem Schutzstreifen, der mindestens 30 Meter breit sein sollte und von potenziellem Brennmaterial wie Totholz und tiefer Beastung der Bäume im Rahmen der normalen Waldwirtschaft ständig befreit wird. Zusätzlich zu Brand-, Schutz- und Wundstreifensystemen, investieren Forstverwaltungen und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in angepasste Wegenetze, damit die Feuerwehr im Falle eines Feuers die Brandherde schnell erreichen kann.

Technische Maßnahmen zur Waldbrandprävention

Sollte es zu einem Wandbrand kommen, dann muss die Feuerwehr die Brandstelle nicht nur schnell erreichen, sondern benötigt auch genug Löschwasserkapazitäten. Dafür können sowohl natürliche Ressourcen wie Gewässer genutzt werden, als auch unterirdische Löschwasserspeicher, Tiefbrunnen und Löschteiche errichtet werden. Jede dieser Löschwasserstellen darf maximal zwei Kilometer von einem potenziellen Brandort entfernt sein. Nicht zu vergessen ist die zur Brandbekämpfung und Flächensicherung vorzuhaltende Bodenbearbeitungstechnik z. B. in Form geeigneter Waldpflüge.

Kommunikative Maßnahmen zur Waldbrandprävention

Neben den wichtigen Vorbeugungsmöglichkeiten, die innerhalb des Waldes getroffen werden können, zählt es außerdem zur Aufgabe der Forstverwaltungen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn nach wie vor geht die größte Gefahr für Waldbrände von menschlichem Fehlverhalten vor allem in Form von Brandstiftung aber auch Fahrlässigkeit aus. Genau deshalb klären Forstverwaltungen aktiv über die Risiken auf und sensibilisieren Menschen dafür, gemeinsam den Wald vor Schaden und Feuer zu schützen.

Quellen

  • Deutscher Forstwirtschaftsrat e.V. (2022): Forstwirtschaft in Deutschland. Online unter: www.forstwirtschaft-in-deutschland.de/forstwirtschaft/forstwirtschaft-in-deutschland
  • Kaulfuss, S. (2016): Wie Waldbrände entstehen. Online unter: www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/waldbrand/wie-waldbraende-entstehen#c81979
  • Müller, M. (2019): Waldbrände in Deutschland, Teil 1. AFZ-Der Wald 18/2019. S. 27-31.
  • Müller, M. (2020): Waldbrände in Deutschland, Teil 2. AFZ-Der Wald 01/2020. S. 29-33.
  • Pufé, I. (2014): Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen. Online unter: www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/188663/was-ist-nachhaltigkeit-dimensionen-und-chancen
  • von Willert, M (2022): Waldbrände – Ursachen und vorbeugende Maßnahmen. Online unter: www.waldhilfe.de/waldbraende-ursachen-und-vorbeugende-massnahmen
  • von Willert, M (2022): Warum Wald wichtig ist – die Waldfunktionen. Online unter: www.waldhilfe.de/warum-wald-wichtig-ist-die-waldfunktionen
  • Henning, B (2019): Waldbrand. Prävention, Bekämpfung, Wiederbewaldung. Bern, CH: Haupt Verlag. https://www.thw.de/SharedDocs/Meldungen/THW-LV-HHMVSH/DE/Einsaetze/2019/07/0307WaBraL%C3%BCbtheen.html [letzter Zugriff am 21.02.2022].

 

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. Autor: Jens Hepper für brennpunkt-wald.de