Waldbrände sind eine Bedrohung für das Ökosystem Wald. Sie zerstören nicht nur Lebensräume unzähliger Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sondern gefährden auch das Klima. Sie sind in Deutschland eine durch Menschen verursachte Gefahr für Flora, Fauna, Mensch und Umwelt.
Bei Waldbrand Flucht oder Anpassung?
Die meisten größeren Tiere überstehen Waldbrände in Deutschland unbeschadet. Große Säugetiere wittern Feuer und flüchten. Vögel nehmen meist den Luftweg, Nester und Brut gehen aber zugrunde. Einige wie die Milane profitieren beispielsweise von fliehenden Insekten als einfache Beute. Andere Tiere verstecken sich in ihrem Bau oder in Baumstümpfen, sie graben sich im Boden ein oder krabbeln unter Steine. Dennoch können besonders intensive Brände für Tiere lebensgefährlich werden. Insekten und Spinnentiere verbrennen zu Tausenden, Mikroorganismen zu Millionen allein auf einem Quadratmeter. Und auch wenn Tiere einen Waldbrand überleben, ihr Lebensraum ist danach zerstört und sie müssen sich neu zurechtfinden.
Auch wenn Organismen in Mitteleuropa nicht an Waldbrände anpasst ist, gibt es viele Organsimen, die von den Folgen von Waldbränden profitieren können. Dazu gehören viele Pionierarten, die Waldbrandflächen schnell besiedeln können, wie z. B. Pappeln, Birken und Kiefern oder sich selbst massenvermehren, da die Konkurrenz für einige Zeit verdrängt ist wie z. B. bei Heide.
Bei Insekten gibt es Anpassungen, um die in Mitteleuropa naturgemäß sehr seltenen und kleinen Waldbrände zu finden. Eine solche imposante Anpassung zeigt der Schwarze Kiefernprachtkäfer (Melanophila acuminata). Er kann Waldbrände aufgrund der Rauchgase riechen und orten, sich am Brandort durch Infrarotsensoren orientieren und verteilt zudem seine Nachkommenschaft aus einer Eiablagesaison auf bis zu vier Jahre. So sichert er, dass wenigsten ein weiblicher Nachkomme die Chance hat, einen der seltenen Waldbrände vorzufinden. Diese Anpassungen beweisen die geringe natürliche Bedeutung von Waldbränden in Deutschland.
Ausstoß von Schadstoffen durch Waldbrände
Neben den ohnehin hohen anthropogenen Immissionen sind auch Waldbrände für Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich – ausgelöst oft durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. Mehr als sieben Milliarden Tonnen CO2-Emissionen werden jährlich weltweit durch Wald-, Flächen- und Savannenfeuer verursacht. Allein in der EU und Großbritannien sind im Sommer 2022 über sechs Millionen Tonnen Kohlenstoffemissionen durch Waldbrände in die Atmosphäre gelangt, mehr als 750.000 Hektar Land sind verbrannt, fast drei Mal so viel Fläche wie sonst. Es gilt zu berücksichtigen, dass es natürliche Brände in Wäldern gibt, zu denen Waldbrände natürlicherweise „dazu gehören“. Diese müssten aus der Bilanz ausgeschlossen werden, werden jedoch in offiziellen Zahlen mit eingerechnet.
Betrachten man die Seite der Emissionen von Treibhausgasen, so finden wir die gut dokumentierte Situation vor, dass zwar die Fläche der Waldbrände stetig abnimmt, bedingt durch maßgebende Forschung und Aufklärung. Parallel bleibt die durch diese Ereignisse ausgeschüttete Menge an Kohlenstoff gleich. Diese zwar eher unbefriedigende Situation wird dadurch relativiert, dass eine gleichbleibende Fläche bei einer zunehmenden Kohlenstoffemission zu einer deutlich erhöhten Belastung der Erdatmosphäre geführt hätte.
Dennoch, die Gefahren von Waldbränden beginnen nicht beim Feuer und enden nicht mit dem Einfluss auf das Klima. Vom Feuer zerstörte Flächen in Kombination mit wasserabweisender Asche, die sich nach einem Brand auf den Böden ablagert, können auch Erosionen wie Schlamm- und Erdlawinen auslösen.
Schlussendlich findet sich jedoch die Problematik, dass Waldflächen nicht nur durch den Brand an sich, sondern auch die damit verbundenen Spätfolgen bedroht sind. Oft werden diese Spätfolgen jedoch ignoriert. Überstehen einzelne Bäume einen Waldbrand, bieten Reste der Wurzelstöcke anfänglich noch Halt. Sterben diese mit der Zeit ab, sinkt die Fähigkeit sich im Erdreich zu verwurzeln. In der Folge stürzen die Bäume um. Ebenso sorgen vor allem Pilze dafür, dass diese beispielsweise durch die Brandwunden der Bäume langsam eindringen und den Baum über die kommenden Jahre und Jahrzehnte zusätzlich belasten, schädigen und töten.
Es kann festgehalten werden, dass Waldbrände weder ein zeitlich befristetes Gefahrenereignis sind noch, dass es lediglich die Flammen sind, welche eine Gefahr darstellen. Waldbrände erhalten zwar große öffentliche Aufmerksamkeit, wenn sie akut sind, doch werden Folgen für Mensch, Pflanzen, Tiere, Pilze und Umwelt zu selten bis gar nicht thematisiert. Umso wichtiger ist es, Lernende dafür zu sensibilisieren.
Weiterführende Literatur
- Bacciu, V., Salis, M., Spano, D. (2015) Emissions from Forest Fires: Methods of Estimation and National Results. In: Valentini, Miglietta (Hrsg.): The Greenhouse Gas Balance of Italy: 87-102.
- G. Jolly, Nimmo, D. (2022) Surprisingly few animals die in wildfires – and that means we can help more in the aftermath. Online auf: https://theconversation.com/surprisingly-few-animals-die-in-wildfires-and-that-means-we-can-help-more-in-the-aftermath-174392, abgerufen am 29.07.2022.
- Müller, M. (2018) Waldbrände in Deutschland, Teil 1. AFZ-DerWald 74 (18): 27-31.
- Tribe, G., Tautz, J., Sternberg, K. & Cullinan, J.: Firewalls in bee nests—survival value of propolis walls of wild Cape honeybee (Apis mellifera capensis). Sci Nat (2017) 104:29, DOI 10.1007/s00114-017-1449-5
- Zheng, B., Ciais, P., Chevallier, F., Chuvieco, E., Chen, Y., Yang, H. (2021) Increasing forest fire emissions despite the decline in global burned area. DOI: 10.1126/sciadv.abh2646, abgerufen am 29.07.2022.
Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. Autor: Jens Hepper für brennpunkt-wald.de, Redaktion: Stefanie Pietzsch, Tabea Schwinn
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