Formen von Waldbränden: Wie sie sich ausbreiten

von Jens Hepper

Waldbrände und ihre Ausbreitung: Fachbegriffe und öffentliche Debatte

Im Grundsatz wäre ein Waldbrand gar nicht so schlimm, würde er sich nicht ausbreiten. Das Lauffeuer und seine Art der Ausbreitung haben schon vor Generationen Einzug in die Literatur gehalten. 1917 findet sich beispielsweise im German Science Reader (F. W. Scholz, Macmillan, S. 157) der Hinweis:

Das Gerücht von diesem neuen sprechenden Apparat pflanzte sich wie ein Lauffeuer über die ganze Ausstellung […]“.

In anderen Publikationen jener Zeit wird der Begriff „Lauffeuer“ noch vor allem forstlich verwendet. Lauffeuer werden in diesen Publikationen besonders herausgestellt, obwohl sie verglichen mit Vollfeuern harmlos sind. Heute unterscheiden Veröffentlichungen in Medien kaum Formen von Waldbränden – und wenn überhaupt dann wird der Begriff Lauffeuer und Vollfeuer verwendet. Weder Erd- und Stammfeuer sind Teil der allgemeinen Sprachkultur geworden. Dies mag daran liegen, dass aus dem Lauffeuer das Vollfeuer entstehen kann, was dazu führt, dass ein vormals „kleines“ Feuer zu einem großen Risiko für die Menschen werden kann.

Übersicht der Waldbrand-Arten: Lauffeuer oder Bodenbrand

Lauffeuer

Bodenbrand in Brandenburg (Foto: Eduversum / Brennpunkt Wald, Lizenz: CC-BY-SA)

Das Lauffeuer, auch Bodenbrand genannt, entsteht dann, wenn Pflanzen der Kraut- und Strauchschicht, trockenes Reisig oder anderes brennbares Material entzündet werden. Der Rauch dieses Feuers ist hellgrau. 75 Prozent der Waldbrände in Deutschland sind Lauffeuer.

Lauf- und Vollfeuer können zwischen 500 m/h und 1.200 m/h schnell sein. Das Vollfeuer entsteht immer dann aus Lauffeuern, wenn das Feuer über tote Äste, trockene Baumrinde und anderes Gehölz in die Kronenschicht aufsteigt. Der Rauch ist in diesem Fall dunkelgrau bis schwarz.

Vollfeuer als „worst case“

Durch die Flammendynamik verursacht das Vollfeuer einen sehr starken Luftzug in Bodennähe. Dadurch breiten sich die Flammen rasch zu allen Seiten aus. Während die Flammen beim Lauffeuer meist nur 2 m hoch sind, können sie beim Vollfeuer bis zu 50 m hoch anwachsen. Dabei kann es vorkommen, dass die Geschwindigkeit auf bis zu 1.800 m/h ansteigt. Kommt dann eine Windgeschwindigkeit über 10 m/s hinzu, dann ist das Feuer im Baumwipfel dem am Boden um ca. 50 m voraus. Dadurch können sich auch am Boden neue Brandherde bilden. Durch diese Flugfeuer kann die Geschwindigkeit auf bis zu 7.000 m/h ansteigen, was das Risiko unkalkulierbar macht. Insbesondere in den letzten Jahren führten solche Feuer zum Tod vieler Menschen, die das Risiko unterschätzt haben.

Seltene Form des Feuers: der Erdbrand

Erdbrände wiederum sind eine seltene Form des Feuers, auch wenn die Moorbrände, etc. der letzten Jahre noch vielen Menschen im Gedächtnis sein dürften. Dies liegt jedoch an der Problematik der Brandbekämpfung. Beim Erdbrand verbrennen unterirdische Lagerstätten brennbaren Materials, wie Kohleflöze oder in den Erdboden eingearbeitetes Holz. Auch die sogenannten „Alten Männer“ – das sind Hohlräume in denen sich Restkohle befindet – sind hiervon betroffen. Solche Feuer sind schwer zu lokalisieren. Oftmals brennen diese Feuer während des Winters weiter und verursachen während der neuen Vegetationsperiode wieder einen Waldbrand. Durch den Brand entstehen unterirdische Hohlräume, die einbrechen können und somit eine Gefahr für die Löschkräfte darstellen. Die Laufgeschwindigkeit liegt bei bis zu 50 m/h.

 

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Diese Ereignisse führten in der Vergangenheit immer wieder zu „Überraschungen“. Am 18. März 1822 schlugen unvermittelt hohe Flammen aus dem Euerwanger Bühl (Altmühlalp). Vermutlich ist damals ein schwelender Erdbrand zu Tage getreten. Der älteste Erdbrand dürfte heute der Brennende Berg bei Dudweiler sein. Seit 1660 soll dieser Kohleflöz brennen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder massive Torfbrände, zum Beispiel in Sibirien. Dort brennen die Humus- und Torfschichten, die in subarktischen Gebieten kaum zersetzt werden und daher mehrere Dezimeter dick sein können. Solche Schwel- oder Erdfeuer sind aus verschiedenen Gründen problematisch. Zum einen sind sie durch die tiefreichenden Brände sehr schwer zu finden und zu löschen. Zum anderen enthält Torf sehr viel Kolenstoff, das beim Verbrennen CO2 freisetzt und so weiter zum Klimawandel beiträgt. Auch Permafrostböden tauen durch die Erdbrände auf und verstärken diese Effekte.

 

Quellen

 

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Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. Autor: Jens Hepper für brennpunkt-wald.de