von Jens Hepper
„Danke liebe Förster für das reichhaltige Mahl“ – so der Aufdruck auf einzelnen Plakaten und sogar T-Shirts. Darunter das Bild eines Käfers. Im Zuge der Waldschäden durch Stürme und Borkenkäfer seit 2018 wird die deutsche Forstwirtschaft immer wieder für Fichten- und Kiefernreinbestände kritisiert. Diese seien besonders gefährdet – die Fichten für Schäden durch die Massenvermehrung des Buchdruckers und die trockenen Kiefernreinbestände, insbesondere in Brandenburg, durch Waldbrände.
Ökonomische Vorteile – ökologische Nachteile? Nadelwälder in Deutschland
Genau wie die Nachteile, liegen auch die Vorteile der beiden weitverbreitetsten Nadelbäume in Deutschland auf der Hand. Die Bäume wachsen schnell, haben wünschenswerte Eigenschaften für den Bau von Dachstühlen oder Möbeln und sind nachhaltig sowie naturnah zu bewirtschaften. Die ökonomischen Vorteile sind groß – genau wie die Nachfrage nach gutem und günstigem Holz auf dem Markt. Die Hersteller:innen von Holzprodukten und die Verbraucher:innen verlangen nach Materialien aus Fichten- und Kiefernholz. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass die Waldbesitzenden, durch die ökonomischen Zwänge, diese Nadelbaumarten fördern. Wäre der Bedarf an Bauholz aus Ahorn, Eiche oder Rotbuche höher, sähe unser Wald vermutlich gänzlich anders aus. Dafür müssten die Verbraucher:innen aber bereit sein, mehr Geld für Holzprodukte auszugeben.
Fichte und Kiefer – kaum natürliche Standorte
Weder die Gemeine Fichte noch die Waldkiefer entsprechen in ihrer heutigen Ausbreitung in Deutschland den natürlichen Vorkommen. Das heißt, an Stellen, an denen heute Kiefern- und Fichtenreinbestände vorkommen, gäbe es sie oft nicht ohne die Waldwirtschaft. Natürlicherweise liegen die Verbreitungsgebiete der Gemeinen Fichte in den Hochlagen der Gebirge und Mittelgebirge, jenseits der 600 bis 700 m über NN (je nach Quelle). Die Waldkiefer würde von anderen Baumarten ihres Verbreitungsgebietes ausgedunkelt werden und lediglich an den Grenzstandorten im Bereich der Dünen, Moore auf Kalkstandorten sowie Felsen überlegen sein. Andernorts ist sie darauf angewiesen, dass die Waldwirt:innen die bedrängenden Baumarten der potentiellen natürlichen Vegetation, wie beispielsweise Eichen, rechtzeitig entfernen.
Waldbrände – wo liegen die Ursachen?
Betrachten wir die bundesweiten Ursachen von Waldbränden seit 1990, so wird deutlich, dass die Zahl der Waldbrände durch Brandstiftungen in den letzten 30 Jahren stetig abgenommen hat. Gleichzeitig hat sich die Größe der verbrannten Flächen deutlich vergrößert. Auch bei den Waldbränden, die aus Fahrlässigkeit, industrielle Aktivitäten, Eisenbahnverkehr, natürlichen, unbekannten und sonstigen Ursachen, entstanden sind, nimmt die Schadensfläche zu. Die Zahl der verursachten Waldbrände sinkt, jedoch werden die brennenden Flächen größer. Das könnte zum einen an der zunehmenden Sommertrockenheit liegen, die rasche Ausbreitungsmöglichkeiten für Brände bieten. Zum anderen gibt es Flächen, auf denen aus Sicherheitsgründen nicht gelöscht werden darf. Das sind etwa munitionsbelastete Militärgelände oder Truppenübungsplätze.
Statistik zur Waldbrandursachen – steigende Zahlen bei Freizeitaktivitäten
Lediglich die Waldbrände, die durch Freizeitaktivitäten sowie wald- und landwirtschaftliche Maßnahmen verursacht wurden, stiegen in den letzten Jahren leicht. Durch die Witterungsbedingungen sowie die Art der Tätigkeiten gibt es eine Zunahme der so entstandenen Waldbrände. Einerseits steigen die Zahlen der durch Freizeitaktivitäten verursachten Waldbrände durch erhöhte Besuchszahlen in Wäldern bei sommerlicher Witterung. Anderseits führen die Erntemaßnahmen der Landwirtschaft, die naturgemäß in der trockenen Jahreszeit stattfindet, in der Statistik zu einer höheren Zahl. Im Jahr 2018 stieg ebenfalls die Zahl der durch waldwirtschaftliche Maßnahmen verursachten Waldbrände. Ein Grund dafür sind die Aufräumarbeiten in den Wäldern nach dem Großschadereignis durch den Orkan Friederike im Januar 2018.
Rein zahlenmäßig betrachtet, sind die unbekannten Ursachen der größte Faktor, warum Wälder brennen – also all jene Ereignisse, bei denen Brandermittler:innen kein eindeutiges Ergebnis identifizieren können. Waldbrände durch Blitzschlag sind in Deutschland selten und landwirtschaftliche, waldwirtschaftliche sowie industrielle Maßnahmen als Ursachen relativ einfach feststellbar. Deshalb ist bei den unbekannten Ursachen davon auszugehen, dass Freizeitaktivitäten, wie Lagerfeuer, Rauchen, aber auch Brandstiftung, die wahrscheinlichsten Ursachen sind.
Waldbrände im Unterricht – Feuer als zerstörerische Kraft
Den Lernenden soll an dieser Stelle deutlich werden, dass der Wald ein äußerst ungeeigneter Raum ist, um außerhalb von befestigten Grillplätzen ein Feuer zu machen und Feuer, Zigaretten und auch andere Zündquellen korrekt gelöscht werden müssen. Die Waldbrandursachen illustrieren in methodisch anspruchsvoller Art, dass wir Menschen die Hauptursache für Waldbrände sind.
Ebenso muss deutlich werden, dass unsere heutigen, teils stark brandgefährdeten Waldbilder – also reine Nadelholzwälder – ihren Ursprung im Konsumverhalten der Bevölkerung haben. Denn der der hohe Bedarf an schnellwachsenden Nadelhölzern für den Bau von Möbeln und weiteren Nutzholz führt dazu, dass diese Art des Holzes wirtschaftlich gefördert wurde. Auch heute sind ökonomische Beweggründe für den Holzanbau wesentlich – denn für die anderen Leistungen des Waldes gibt es keine ökonomischen Anreize. Letztlich lassen sich hier auch Anknüpfungspunkte an die Fächer der Gemeinschaftskunde (Wirtschaft und Sozialkunde) finden.
Quellen
Zahlen zur Waldbrandstatistik (fortlaufend) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 1990 – 2019.
Publikationen der verschiedenen Landesforstverwaltungen zum Thema Waldbrandprävention (abgerufen am 24.01.2021):
- Landesforsten Niedersachsen
- Landesforsten Mecklenburg-Vorpommern
- Landesforsten Rheinland-Pfalz
- Landesbetrieb Forst Brandenburg
Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. Autor: Jens Hepper für brennpunkt-wald.de
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